Spielbericht 1. Herren - VfL Herzberg 08

Joker Ludwig vs. Bad men

„Der Joker ist ein absolut psychopathischer Verbrecher, der sich jeder genaueren Klassifizierung seiner Vorgehensweise und Motiven entzieht, was immer wieder dazu führt, dass er unterschätzt wird. Das Einzige, was immer gleich bleibt, ist sein ungebremster Hang zur Komik, welche jedoch in den meisten Fällen tödlich endet.“

Nicht etwa Jack Nicholson, Heath Ledger und Jared Leto nahmen beim Duell zwischen dem TSC Dorste und dem VFL Herzberg die Rolle des Jokers ein, es war vielmehr eine auf den umliegenden Fussballplätzen noch berühmtere und gefürchtetere Person, welche unter dem Pseudonym „Schotter“ bekannt ist. Nur 45 Minuten brauchte er, um seinen teuflischen Plan umzusetzen und den Verbrecherfreunden des TSC zu wichtigen drei Punkten im Rennen um die Meisterschaft zu verhelfen. Obwohl seine genialen Fähigkeiten mittlerweile bekannt sein sollten, staunten doch einige Zuschauer, mit welchem Geschick er den Ball zweimal eiskalt im gegnerischen Tor versenkte und wie er den in der ersten Halbzeit blutleer wirkenden Mitspielern neues Leben einhauchte.

Zum Spiel:

Das Trainerduo Exner/Ludwig konnte bis auf den hart schuftenden Maxi Ludwig und die gelb-gesperrten Ganoven Bergmann und Launhardt aus dem Vollen schöpfen. Wie in den erfolgreichen drei Duellen gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenregion wurde erneut kräftig rotiert, um auch am Dienstag gegen Duderstadt eine frische Elf auf den Rasen schicken zu können. In der Innenverteidigung begannen daher Patrick „Magic“ Ulrich und Ralf „Ralle“ Dörge, die bereits gegen Nesselröden eine bockstarke Partie abgeliefert hatten. Im defensiven Mittelfeld begann Alex Duda, welcher trotz souveräner Führung in der dorfinternen Fitbit-Wertung noch einige Meter abspulen
und dem Spiel nach vorne eine Struktur geben sollte.

Die Gäste aus der Welfenstadt begannen tief stehend und versuchten, über Konter zum Erfolg zu kommen. Der TSC wiederrum tat sich enorm schwer das Spiel zu machen und setzte die taktischen Anweisungen des Trainerteams nur ungenügend um. Es fehlte an Breite, Bewegung und überraschenden Elementen im Spiel, weshalb im ersten Abschnitt keine wirklich zwingende Chance erarbeite wurde. Im Gegensatz zum TSC kam der VFL besser in die Zweikämpfe, schaltete schnell um und kam durch die schnellen Stürmer zu einigen aussichtsreichenden Möglichkeiten, die entweder zu unpräzise ausgespielt oder vom Dorster Rückhalt Denis Mylius entschärft wurden. Folgerichtig ging es torlos in die Kabinen.

Zeitgleich machte sich der zukünftige Chefcoach Schotter Ludwig auf dem an diesem Tage himmlischen Grün der Dorster Friedhofsarena warm, um im zweiten Durchgang für Patrick Glatzer in das Spielgeschehen einzugreifen. Sein imposantes Erscheinungsbild führte sogar schon vor dem Wiederanpfiff dazu, dass ein Herzberger aus Furcht das Weite suchte, um seine Schienbeinschoner anzuziehen und den Trainer still und leise um seine Auswechslung zu bitten. Nachdem der Anstoß frei nach dem Motto „hoch und weit bringt Sicherheit“ in die Dorster Hälfte geschlagen wurde, dauerte es keine drei Zeigerumdrehungen, bis der Joker zum ersten Mal zustach. Nach einem schön vorgetragenen Angriff landete der Ball über den wiesenflinken Hewad Osmani bei „Schotter“, der dem Herzberger Fänger mit einem gefühlvollen Heber nicht den Hauch einer Chance ließ.

Neben dieser Eiseskälte lassen sich in den Untiefen des World-Wide-Webs noch einige andere Fähigkeiten des Jokers in Erfahrung bringen. Experten charakterisieren ihn als sehr intelligent, begabt in Chemie (Whisky-Cola) und gut im Nahkampf, was er wenige Minuten später beinahe hätte beweisen müssen. In einem bis zu diesem Zeitpunkt sehr fairen Spiel kam es in der 53. Minute zu einer sehr hässlichen Szene. Nach einem harmlosen Foul im Mittelfeld rollte der Ball im Rücken des Schiedsrichters zu einem Dorster Spieler, welcher den Ball (freundlicherweise) zum entgegenkommenden Herzberger Innenverteidiger zurückpasste. Wie von einer Tarantel gestochen lief der Herzberger auf den Dorster zu und verpasste ihm einen deftigen Kopfstoß, wie man ihn normalerweise nur von einem kleinen, in München ansässigen Franzosen erwarten würde. Diese unnötige und vor allem zutiefst unsportliche Aktion hat weder auf dem Fußballplatz, noch in irgendeiner Billigdisko etwas verloren und wirft ein schlechtes Bild auf die bis dahin fair auftretende Herzberger Elf. Im Anschluss an diese Szene kam es zu einer Rudelbildung auf dem Spielfeld, bei der sich vor allem auf der gegnerischen Seite sehr viel Temperament offenbarte und es zu einigen Tätlichkeiten kam. Lediglich ein Herzberger flog in der Folge vom Platz, weil er dem Dorster Torwart an die Gurgel griff. Hätte der Schiedsrichter alle Vergehen sehen können, wären mindestens drei Platzverweise die Folge gewesen. An dieser Stelle wünscht der Autor dem Innenverteidiger Ulrich viel Geduld bei den zahlreichen Fragen, die ihm bezüglich der Kratzer in seinem Gesicht in den nächsten Tagen noch gestellt werden.

In Überzahl hatte der TSC nun leichtes Spiel, da sich der VFL noch tiefer in der eigenen Hälfte verschanzen musste. Es dauerte bis zur 66. Spielminute, bis Schotter Ludwig seinen zweiten Treffer an diesem Tage erzielen konnte und das Spiel entschieden war. Von da an folgte bei herrlichen Temperaturen ein vorgezogenes Auslaufen, da sich beide Teams augenscheinlich für die kommenden Aufgaben in der Kreisklasse schonten.

Unter dem Strich steht für den TSC ein verdienter Sieg zu Buche, der aber zeigt, dass es trotz Tabellenplatz zwei keine Selbstläufer in dieser Klasse gibt. Gegen den wacker kämpfenden und gut verteidigenden Gast reichte eine Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, um die wichtigen drei Punkte einzufahren. Trotzdem war es eine eher unterdurchschnittliche Leistung des TSC, es besteht Steigerungsbedarf in der nächsten Partie.