Das 21. Türchen wurde geöffnet und unser Fußball-Fachwart Erik Wedemeyer möchte Euch eine sehr interessante Geschichte erzählen.
Mitglied seit: 01.03.1993
2000 Kilometer für ein Testspiel
Obwohl es sich natürlich um ein inoffizielles und sportlich völlig bedeutungsloses Freundschaftsspiel
handelte, bleibt mir unser Match auf den Färöer-Inseln aufgrund der Umstände besonders in
Erinnerung.
Im September 2013, zu einer Zeit, als das Deutsche Nationalteam in Länderspielen noch als Favorit
galt, machte sich ein 10-köpfiger Tross bestehend aus Spielern der 1. und 2. Herren auf den Weg zu
den Färöer-Inseln, um das dortige WM-Qualifikationsspiel gegen die färingische Auswahl zu besuchen
und kurzerhand auch selbst ein Testspiel gegen einen einheimischen Gegner auszutragen.
Von der Nordspitze Dänemarks ging es auf einer 40-stündigen Odyssee über den Atlantik. An Deck
ließen wir entweder die Würfel glühen und verarbeiteten dabei den aufgrund der strengen färöischen
Zollbestimmungen akribisch abgemessenen Alkoholvorrat bereits vor der Einreise (wurde eng) oder
verbrachten die Zeit Dosenbier trinkend mit 10 Mann in einem für 6 Personen konzipierten Hot Tub
mit Blick aufs Meer (wurde auch eng).
Neben dem Besuch des Länderspiels, welches die DFB-Elf glanzlos mit 3:0 gewinnen konnte,
besichtigten wir u.a. die einheimische Brauerei Føroya Bjór. Die Junior-Chefin der Brauerei, welche
mehrere Semester in Deutschland studiert hatte, gab uns in einer privaten Führung Einblicke in die
färöische Braukunst. Nach der Führung kam es zu einem nie da gewesenen Auftreten von
Schwarmintelligenz: Durch abwechselnde Fragen nach Geburtsstatistiken, Kriminalitätsraten,
Infrastrukturprojekten des Dänischen Mutterlandes und Bruttojahresgehältern von Fliesenlegern
zogen wir die Dauer der Verköstigung auf das Maximum in die Länge und konnten das Angebot, doch
auch mal die hauseigene Limonade zu probieren, gekonnt ausschlagen.
Aber natürlich stand für uns auch noch eine sportliche Aktivität auf dem Programm: Das Testspiel
gegen den Drittligisten Giza/Hoyvik. Da wir nur über 8 spielfähige Akteure verfügten, wurde unsere
Mannschaft kurzerhand mit Spielern des Heimteams aufgefüllt. Auf dem Vorplatz des
Nationalstadions absolvierten wir also das erste Spiel eines Dorster Teams auf einem internationalen
Ground. Entgegen unserer Hoffnung auf einen lockeren Kick nahmen die Gastgeber das Spiel
durchaus ernst und so entwickelte sich eine flotte Partie mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Also in
der ersten Halbzeit Chancen auf der einen, in der zweiten Halbzeit auf der anderen Seite des
Spielfelds. Gerade als wir uns den Gegner so richtig zurecht gelegt hatten, pfiff der gleichzeitig als
Schiedsrichter fungierende Heimtrainer, der das drohende Unheil über seine Mannschaft
hineinbrechen sah, bereits nach 80 Minuten beim Stand von 9:1 für sein Team ab. Na gut.
Völlig untypisch für uns hatten wir bereits kurze Zeit später stichhaltige Gründe für die Niederlage
gefunden: Ungewohnt guter Platz, ungewohnte Formation, gewohnt schlechte Spielvorbereitung.
Aber das Ergebnis war ohnehin völlig egal, der Spaß dieser ganzen Reise stand im Vordergrund.
Das Deutsche Nationalteam wurde 2014 Weltmeister, der TSC stieg mal wieder nicht ab und wir sind
immer noch die erste und einzige Dorster Mannschaft, die international nicht zweistellig verloren hat.